Die Bedeutung von Streit
Streit gehört zu jeder gesunden Beziehung dazu. Natürlich sollten nicht ununterbrochen die Fetzen fliegen, aber ohne ein paar Zankereien geht’s nicht. Konflikte sind nicht unbedingt schlecht. Sie sind notwendig. Unausgesprochene Probleme drängen einen Keil zwischen den Beziehungspartnern. Doch leider weiß keiner so wirklich, wie man sich richtig streitet. Sicher ist es auch schwierig die Fassung zu behalten und einem Streitkonzept zu folgen. Die Emotionen kochen über und man würde seinem Gegenüber am liebsten eine über die Rübe ziehen. Das ist keine Lösung, aber insgeheim wünscht man es sich. Unentschiedenheiten können nur gelöst werden, wenn man über sie redet. Als Kind wird uns vermittelt, dass es schlecht ist, sich mit jemanden zu streiten. Viele Menschen beeinflusst das insofern, dass sie in ihrer Entwicklung jeder Auseinandersetzung aus dem Weg gehen und ungeklärte Schwierigkeiten in sich hineinfressen. Die Aggressionen die sich im Körper aufgebaut haben, können somit gar nicht abgebaut werden. Darunter leidet dann die Beziehung. Oft ist es dann irgendwann zu spät und die Distanz ist zu groß geworden.
Doch wie streitet man sich richtig? Stimmt es, dass Ich-Botschaften wirklich besser sind, als ständige Vorwürfe? Darf man auch mal laut werden oder sollte man einen gemäßigten Ton an den Tag legen?
Ein Streit ist unangenehm. Man fühlt sich missverstanden, gekränkt und überfordert. Am liebsten würde man der Sache aus dem Weg gehen. Doch gesund ist das keinesfalls. Gehen Sie lieber auf die Problematik ein, als zu flüchten. Dabei sollten Sie aber auf bestimmte Punkte achten.
1. Klare Aussagen
Wichtig ist es, sein Anliegen wirklich klar auszudrücken. Ausdrücke wie „immer“ oder „nie“ sollten vermieden werden. Sie verursachen noch mehr Streit. Ihr Gegenüber fühlt sich überrumpelt und zu Unrecht beschuldigt. Er hat vielleicht nur dieses Mal den Abwasch nicht erledigt und auf Ihren Hinweis patzig reagiert. Wenn das nicht im Regelfall passiert, sollten Sie diese Worte aus Ihrem Vokabular streichen. Kommen Sie Ihrem Partner lieber mit konkreten Aussagen entgegen. Berichten Sie ihm vom genauen Zeitpunkt und der Situation, in der er sich ihrer Meinung nach nicht richtig verhalten hat.
2. Keine Beleidigungen
Ein Streit muss nicht direkt ausarten. Vermeiden Sie Beleidigungen. Sie sind verletzend und helfen keinesfalls Ihr Problem zu beseitigen. Ein Konflikt erfordert eine Lösung. Beschimpfungen und verbale Misshandlungen lösen nichts, sie zerstören nur. Mit Streiten hat das nicht viel zu tun.
3. Keine Zuschauer, bitte!
Kennen Sie das: Sie und Ihr Partner sitzen im Restaurant und ein Konflikt entsteht. Sie können Ihre Emotionen kaum unter Kontrolle halten, doch wollen Sie nicht, dass ein Publikum voller Fremder Ihnen beim Streitgespräch zuhört. Verständlich. Genau das sollten Sie auch vermeiden. Auch vor Ihren Kindern sollten Sie nicht streiten. Es verletzt sie und nimmt ihnen ihre Sicherheit. Eventuell könnte eine vertraute Person hinzugezogen werden, falls sich die Fronten nicht klären lassen können.
4. Die richtige Reihenfolge beachten
Wollen Sie das Gespräch angenehmer beginnen, sagen Sie Ihrem Partner erst einmal, was sie eigentlich an ihm mögen. So zeigen Sie, dass Sie ihn keinesfalls verachten oder ihm das Gefühl geben wollen, dass er unerträglich ist. Führen Sie etwas Positives ein, beenden Sie aber den Satz mit Ihrem Anliegen.
PS: Lassen Sie die Vergangenheit, Vergangenheit sein!
Sprechen Sie Ihren Partner auf Ihr jetziges Problem an, ohne ihn mit altern Fehlern zu konfrontieren.
5. Nicht zwischen Tür und Angel
Ihr Partner kommt von einem harten Arbeitstag nach Hause. Die Auseinandersetzung von heute Morgen haben Sie nicht vergessen. Am liebsten wollen Sie ihn direkt damit konfrontieren. Warten Sie aber lieber auf den richtigen Zeitpunkt. Er ist höchstwahrscheinlich ziemlich ausgelaugt und müde. Jetzt erreichen Sie nichts Produktives mehr.
6. Gemeinsam Lösungen finden
Es gibt für fast jedes Problem eine Lösung. Wenn Sie gemeinsam auf eine Lösung kommen, ist das Problem noch schneller aus der Welt geschafft, als Sie gucken können. Setzen Sie sich zusammen und diskutieren Sie verschiedene Lösungsansätze aus. Vorwürfe alleine lösen das Problem nicht auf!
7. Körpersprache dezent einsetzen
Nicht nur Ihre Worte spielen eine entscheidende Rolle im Gespräch. Auch Ihre Körperhaltung, Ihre Mimik und Ihre Gestik beeinflussen den Gesprächsverlauf. Lassen Sie die Hände unten und verdrehen Sie die Augen lieber nicht. Das könnte Ihren Streitpartner provozieren.
8. Eigene Fehler erkennen
Zu einem Streit gehören immer zwei Leute. Sie sind wütend. Sie dürfen Ihre Wut auch herauslassen. Aber vergessen Sie nicht, dass auch Sie Fehler machen. Geben Sie zu, dass auch Sie etwas falsch gemacht haben. Sehen Sie Ihre Fehler ein. Kommen Sie Ihrem Partner entgegen und zeigen Sie ihm, dass Sie an der Konfliktlösung interessiert sind.
9. Perspektiven wechseln
Wenn Ihr Partner mit einem Problem zu Ihnen kommt, versuchen Sie sich mit der Kritik auseinander zu setzen. Anstatt direkt auf Gegenangriff zu gehen, versetzen Sie sich in seine Lage. Manchmal ist ein Streit eine Art Selbstreflexion. Erkennen Sie, an welchen Schwächen Sie arbeiten müssen.
10. Der richtige Ton
Ich kann Ihnen jetzt sagen, dass Sie lautes Gebrüll beim Streiten vermeiden sollten. Ob man sich da wirklich daran hält, ist aber die entscheidende Frage. Nach einigem Verhaltensforschen ist Schreien sogar gesund. Nichtsdestotrotz sollten Sie versuchen, nicht das ganze Gespräch lang um die Wette zu brüllen. In der Ruhe liegt die Kraft.